Während Männer im fortgerückten Alter mit dem Thema Haarausfall, Alopecia Areata, oft noch halbwegs entspannt umgehen können, leiden jüngere Menschen, auch Frauen, massiv darunter. Noch sind nicht alle möglichen Ursachen für den typischerweise kreisförmig beginnenden Haarausfall erforscht. In vielen Fällen wird eine Autoimmunerkrankung vermutet, bei der die T-Zellen, eigentlich für die Bekämpfung feindlicher Organismen zuständig, die eigenen Haarfollikel zerstören. Schreitet dieser Prozess fort, kann es zu vollständigem und endgültigem Haarverlust kommen. Allein in Deutschland sind etwa eine Million Männer wie Frauen betroffen.
Ist die Hyperaktivität der T-Zellen als Ursache bekannt, wendet man Kortison als Salbe für die Kopfhaut oder als Tablette an. Der Erfolg ist begrenzt, ebenso wie bei Ansätzen, die in den Hormonhaushalt eingreifen. Dermatologen empfehlen mittlerweile eine Laserbehandlung, mit der die über-aggressiven T-Zellen in der Kopfhaut bekämpft werden. Das schützt wiederum die verbleibenden, intakten Haarwurzeln.
Bisherige Methoden, um den Haarausfall aufzuhalten, sind unterschiedlich wirksam. Oft reicht eine Therapie nicht aus, erst eine Kombination mehrerer Wirkstoffe bringt Erfolg.
Bei einem Haarverlust von über 50 Prozent wird meist DPCP eingesetzt, Diphenylcyclopropenon: Etwas über die Hälfte der Patienten reagiert darauf mit neuem Haarwachstum, jedoch meist nicht in der früheren Fülle.
In der Dermatologie der Universitätsklinik von Adana, Türkei, stellte man daraufhin die Behandlung bei diversen Formen der Alopecia gründlich um und zog methodische Vergleiche.
Erste Versuche kombinierten DPCP mit der Gabe von Cignolin und führten vergleichende Tests an mehreren Patientengruppen durch, die an Alopecia areata, aber auch an Problemen an Augenbrauen, Wimpern oder Bart litten. Cignolin verhindert Gewebewucherungen und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Bislang wurde es beispielsweise gegen Schuppenflechte verabreicht.
Etwa ein Drittel der ausschließlich mit DPCP, über 70 Prozent der mit der Wirkstoffkombination behandelten Alopecia-Patienten verzeichneten ein kräftiges Nachwachsen ihres Haares.
Beide Methoden erforderten vor allem Geduld: Bis zu 30 Wochen mussten einzelne Patienten abwarten, um wieder volles, natürliches Haar zu entwickeln. Bei Augenbrauen und Wimpern lag die Erfolgsquote niedriger.
Ein Rückschlag mit Haarverlust stellte sich in allen behandelten Fällen nach etwa 40 Wochen ein: Ein Hinweis darauf, dass die eigentliche Ursache des Haarausfalls nicht behoben werden konnte. Nebenwirkungsfrei sind beide Therapieformen nicht.
Neuere Erkenntnisse lieferte kürzlich eine US-amerikanische Studie, durchgeführt von Experten der Columbia Universität New York. Dabei setzte man bei drei menschlichen Patienten eine Substanz namens Ruxolitinib ein, die üblicherweise zur Therapie einer Knochemarkserkrankung, der Myelofibrose Verwendung findet. Nach etwa fünf Monaten stellte sich an allen betroffenen Stellen wieder üppiger Haarwuchs ein. Hinweise über das Auftreten möglicher Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel und anderen Beeinträchtigungen des Nervensystems gab der Bericht nicht. Auch sind drei Patienten bei weitem nicht ausreichend, um die Sicherheit und Wirksamkeit einer neuen Therapie zu belegen. Dennoch hat das Forscherteam bereits zuversichtlich ein Patent für die Methode beantragt.
Die Forschung zum Thema Haarausfall und wie dieser aufzuhalten oder rückgängig zu machen ist, geht weiter.
aktualisiert am 20.03.2015