Gegen das Maligne Melanom, den bösartigsten Typ von Hautkrebs, war bis vor kurzem keine wirksame Therapie in Sicht. Behandelt hatte man die Krankheit meist mit Interferon. Die Nebenwirkungen dabei sind immens und bedeuten regelmässig einen massiven Verlust an Lebensqualität.
Ein neues Medikament mit Namen Lambrolizumab scheint sehr gute Erfolge zu versprechen, nachdem es die ersten Tests auf Sicherheit und Effektivität durchlaufen hat. Die Substanz aktiviert das körpereigene Immunsystem gegen die Krebszellen. Dabei treten bei 87 Prozent der Test-Patienten nur sehr milde Nebenwirkungen auf.
Noch ist es zu früh, um eine definitive Aussage zu treffen, doch die ersten Ergebnisse sind ermutigend, berichtete der Leiter der Studie, Dr. Antonio Ribas, Professor für Medizin an der Universität von Kalifornien, Los Angeles. Der klinische Test wurde vom Hersteller des Medikaments, Merck Sharp & Dohme, finanziert.
Dr. Ribas erklärt die Funktionsweise der neuen Substanz: T-Zellen, auch T-Lymphozyten genannt, werden im Knochenmark erzeugt und sind eine Art „Soldaten“ im menschlichen Immunsystem, darauf ausgerichtet, körperfremde Antigene unter bestimmten Umständen aufzuspüren und zu bekämpfen. Doch Krebszellen, wie beispielsweise Melanome, werden vom Immunsystem schlichtweg übersehen. Dadurch können sie sich ungehindert vermehren und ausbreiten. Der Grund dafür ist ein Protein, genannt PD-L1, das sich auf der Oberfläche von Krebszellen festsetzt und sie quasi vor den T-Zellen tarnt. Lambrolizumab ist eine Substanz, die in der Lage ist, dieses Protein zu blockieren, so Dr. Ribas. Die körpereigene Abwehr erinnert sich nun daran, wer der Feind ist, und beginnt die Melanomzellen anzugreifen und zu kontrollieren.
Möglicherweise wirkt das Mittel auch gegen andere Krebsarten. Im Test wurde es bereits bei Patienten mit Lungenkrebs eingesetzt.
Beim Versuch selbst wurden 135 Patienten mit metastatischem Melanom in drei Gruppen unterteilt und jeweils mit drei unterschiedlichen Dosen von Lambrolizumab behandelt. Unabhängig von der Dosis bewirkte die Gabe des Medikaments in 38 Prozent der getesteten Fälle eine Besserung, davon 52 Prozent aus der Gruppe mit der höchsten Dosis.
Über die Dauerhaftigkeit der positiven Wirkung lassen sich noch keine verlässlichen Aussagen treffen, der längste beobachtete Krankheitsstillstand hält mittlerweile schon über ein Jahr an. Bei fünf Patienten im Test unterbrach man dagegen die Behandlung, weil deren Krebs sich verschlimmerte. Die beobachteten Nebenwirkungen, wie Muskelschwäche, Müdigkeit, Fieber, Hautausschlag oder eine Entfärbung der Haut, traten in relativ milder Form auf. Nur etwa 13 Prozent der Testpersonen erlitten schwerere Nebenwirkungen, wie eine Lungen- oder Nierenentzündung oder Schilddrüsenprobleme.
Der aktuelle Bericht über den letzten Test wurde im New England Journal of Medicin publiziert – zeitgleich mit den Ergebnissen, die beim jährlichen Treffen der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie in Chicago vorgetragen wurden.
Doch bereits im April 2013 erhielt Lambrolizumab von der US-Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln die Bezeichnung „Durchbruchs-Therapie“ verliehen. Das bedeutet, die Behörde möchte die für die Zulassung des Medikaments vorgeschriebenen weiteren Tests beschleunigt vorantreiben.
aktualisiert am 17.07.2013