20 Prozent aller Kinder in Europa leiden unter Neurodermitis. Vor 30 Jahren waren es nur halb so viele. Für Eltern ist es oft kaum zu ertragen, wenn das Kind vom ständigen Juckreiz geplagt wird und sich die Haut blutig kratzt. Nun habenExperten auf einem Kongress in Genf zehn Hinweise zusammengetragen, wie die Krankheit für Eltern und Kinder erträglicher gemacht werden kann. Zentrale Ziele sind hierbei, Schübe zu verhindern und schubfreie Phasen zu verlängern.
Kratzen verschafft zwar kurzzeitig Erleichterung, ist aber äußerst fatal. Die Finger- und Zehennägel des Kindes sollten daher regelmäßig geschnitten werden. Dadurch kann man schlimmen Verletzungen der Haut vorbeugen. Es ist wichtig, dass das Kind weiß, dass es sich nicht kratzen soll und warum es besser ist, dem Juckreiz nicht nachzugeben. Stattdessen kann man es mit einem kalten Umschlag versuchen. Gegen das nächtliche, unbewusste Kratzen kann man nur schwer etwas unternehmen. Leichte Stoffhandschuhe können aber die negativen Folgen verringern. Grundsätzlich ist es ratsam, beim Kleiderkauf auf sehr eng anliegende, raue oder kratzige Stoffe zu verzichten. Das verhindert zusätzlichen Juckreiz. Weitere Kleidungsstücke sorgen zudem dafür, dass das Kind weniger schwitzt. Schweiß führt meist auch zu zusätzlichem Kratzen.
Die Experten raten zudem, ein Neurodermitis-Tagebuch zu führen, indem die Eltern festhalten, wie der Tagesablauf des Kindes aussieht und an welchen Tagen Verschlechterungen eintreten. Hierdurch lassen sich unmittelbare Ursachen für Krankheitsschübe ausmachen und für die Zukunft verhindern, zum Beispiel bestimmte Lebensmittel oder der Kontakt mit Haustieren.
Außerdem wird empfohlen, das Umfeld des Kindes, zum Beispiel auch Lehrer beziehungsweise Erzieher, über die Krankheit zu informieren. Denn Eltern können nicht in jeder Situation zugegen sein und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um einen Schub zu verhindern. Natürlich soll auch das Kind selbst mit in die Bekämpfung der Symptome einbezogen werden. In einem Gespräch in der Familie listet man auf, was zur Vermeidung von Krankheitsschüben unternommen werden kann und wie dies umgesetzt wird. Im Dialog mit dem Arzt und den Pflegekräften des Kindes lässt sich die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen überprüfen und den Heilungsprozess der Haut nach einem Schub so möglicherweise zu beschleunigen.
Die Jahreszeiten wirken sich auch auf die Haut der Neurodermitis-Patienten unterschiedlich aus. Heizungsluft im Winder oder die Luft der Klimaanlage im Sommer führen zu trockener Haut. Die Feuchtigkeitscreme, die das ganze Jahr über anzuwenden ist, ist in diesen Monaten besonders wichtig. Im Winter ist warme Kleidung ein Muss. Doch zu viel Wärme ist auch kontraproduktiv. Im Schlafzimmer des Kindes sollte die Temperatur 20 Grad Celsius nicht überschreiten; außerdem muss täglich gelüftet werden. Beim Aufenthalt in der sommerlichen Sonne sind Sonnenbrände durch spezielle Sonnencremes für empfindliche Haut und richtige Bekleidung unbedingt zu vermeiden.
Feuchtigkeitscremes sind wichtig und sollen regelmäßig aufgetragen werden, damit die Haut nicht trocken und rissig wird. Der Arzt weiß, welches Produkt das richtige für den jeweiligen Hauttyp ist. Wichtig ist, dass die Creme kein Parfum enthält. Das Kind sollte lernen, diese selbst anzuwenden - auch in der Schule oder während es bei Freunden zu Besuch ist. Ein tägliches Bad mit speziellen Zusätzen in handwarmem Wasser wird von den Experten ebenfalls empfohlen. Länger als 20 Minuten soll das Kind aber nicht im Wasser bleiben. Die verwendeten Badezusätze sind im Optimalfall hypoallergen und enthalten keine Duftstoffe. Seife beziehungsweise seifenhaltige Badeprodukte können die Haut austrocknen. Auch und gerade nach dem Bad ist die Anwendung der bereits erwähnten Feuchtigkeitscreme wichtig.
Lebensmittel, auf die das Kind mit Schüben reagiert, sind zu vermeiden. Oft können dies Milchprodukte, Eier, Zitrusfrüchte, Schokolade, Nüsse oder bestimmte Lebensmittelfarbstoffe sein. Im Gespräch mit dem Arzt kann eingegrenzt werden, auf welches Nahrungsmittel das Kind reagieren könnte. Dieser kann dann gezielte Tests durchführen.
Letzte Aktualisierung am 02.06.2010.