Eine Wunde ist eine Gewebeverletzung. Sie entsteht durch schädigende Einflüsse wie mechanische Kräfte, Kälte, Hitze oder Chemikalien. In der Regel ist eine Hautverletzung gemeint, wenn von einer Wunde die Rede ist. Durch die Verletzung kommt es zu eröffneten oder sogar klaffenden Gewebestellen, zu Blutungen und Schmerzen. Wunden werden neben der Ursache auch nach der Form, Ausdehnung und Tiefe unterschieden. Mit Hilfe der Vorgänge der Wundheilung kann der Körper das Gewebe meist wieder verschließen. Eine gezielte Wundbehandlung ist aber oft notwendig, um Narben gering zu halten, die normale Funktion zu erhalten und das Infektionsrisiko zu vermindern.
Wunden der Haut entstehen durch bestimmte äußere (physikalische oder chemische) Einwirkungen. In seltenen Fällen kann aber auch eine Krankheit eine Wunde bedingen wie bei einem Geschwür.
Eine offensichtliche Ursache für viele Wunden ist eine mechanische Gewalteinwirkung. Der Hergang, der zu der Verletzung führt, kann höchst unterschiedlich sein. Die Gewalt kann durch unglückliche Umstände (Unfälle), als willentliche Fremd- oder Selbstschädigung (Gewaltverbrechen, autoaggressives Verhalten, Selbstmordversuch) oder sogar als gezielte, eigentlich nützliche Maßnahme (Operation) ablaufen. Mögliche mechanische Verletzungen sind:
Eine weitere relativ häufige Ursache für Wunden an der Haut ist eine zu hohe oder niedrige Temperatur (thermische Gewebeschädigung). Es entstehen Verbrennungen oder Verbrühungen sowie Erfrierungen. Diese Schäden gehen nicht selten mit Wunden einher. Eine weitere physikalische Ursache von Wunden ist eine Strahlenbelastung durch Röntgenstrahlung oder Radioaktivität.
Durch bestimmte Chemikalien entstehen Wunden im Sinne einer Verätzung. Sie können unterteilt werden in Säure- und Laugenverätzungen.
Krankheiten, die zu meist chronischen Wunden führen, sind unter anderem Durchblutungsstörungen (beim Ulcus cruris = Unterschenkelgeschwür, so genanntes offenes Bein), Diabetes mellitus (beim diabetischen Fuß) und Tumorleiden.
Allgemein kommt es bei allen Wunden fast immer zu typischen Erscheinungen wie einer Eröffnung von Gewebe, Blutungen und mehr oder weniger starken Schmerzen. Die Schmerzen kommen durch Freilegung und Reizung von Nervenenden zustande, so dass sie in komplett abgestorbenem Gewebe nicht mehr vorhanden sind. Blutungen auch kleiner Wunden können bei Vorliegen einer Bluterkrankheit (Hämophilie) bereits sehr schwerwiegend bis lebensgefährlich sein.
Ansonsten können Wunden sehr unterschiedlich aussehen. Analog zu den meist typischen Ursachen gibt es Schnittwunden, Stichwunden, Risswunden, Schürfwunden, Platzwunden, Quetschwunden, Bisswunden, Schusswunden, Operationswunden, Druckwunden oder Geschwüre, Brandwunden und Ätzwunden. Wunden werden nach einigen Kriterien beurteilt. Die Wundränder können glatt oder unregelmäßig sein. Die Verletzung kann oberflächlich bis sehr tief sein, es kann lediglich die Haut betroffen sein, oder innere Organe und Strukturen sind in die Verletzung mit einbezogen. Dadurch kann es zu schwerwiegenden Störungen (Taubheitsgefühl oder Lähmung bei Nervendurchtrennung, Bewegungseinschränkungen bei Sehnen-, Muskel-, Gelenk- oder Knochenverletzung) kommen. Die seitliche Ausdehnung einer Wunde kann gering oder groß sein. Es kann Gewebe zu einem mehr oder weniger großen Anteil geschädigt oder abgestorben sein. Bei manchen Wunden sind Fremdkörper oder Verschmutzungen vorhanden.
Bei jeder offenen Wunde besteht die Gefahr einer schwerwiegenden Infektion. Schon durch den Hergang kann sich der Mensch infizieren. Ein Beispiel ist eine Nadelstichverletzung, bei der die Möglichkeit der Übertragung von Hepatitis und HIV besteht. Bei einer offen vorliegenden Verletzung haben es Bakterien, aber auch Viren, Pilze oder andere Mikroorganismen einfach, in den menschlichen Organismus einzudringen. Folgende bakterielle Wundinfektionen können unterschieden werden:
Einmal entstandene Wunden bleiben nicht in dem Zustand, sondern es setzt eine Wundheilung ein. Dies geschieht über einige Arten von Zellen, die dafür sorgen, dass die Wunde vom Körper verschlossen wird. Der Mediziner unterscheidet grundsätzlich zwei Arten der Wundheilung. Die primäre Wundheilung läuft bei glatt begrenzten Wunden ohne weitere Gewebedefekte und Verunreinigungen ein, die Ränder wachsen zusammen, und es bildet sich nur eine feine Narbe. Bei oberflächlichen Wunden bildet sich Schorf. Die sekundäre Wundheilung tritt dagegen bei Wunden mit größeren Defekten, Infektionen oder nach dem Ablauf von sechs Stunden, in denen eine primäre Heilung erfolgen kann, zum Vorschein. Bei der sekundären Wundheilung setzt eine deutliche Narbenbildung ein, da der Defekt mit Gewebe aufgefüllt werden muss. Wundheilungsstörungen können den Ablauf erheblich behindern und verzögern.
Der Arzt fragt den Patienten unter anderem nach dem Unfallhergang. Die Wunde wird genau betrachtet und nach Ursache und Befund eingeordnet. Ebenso wird beurteilt, ob eine Infektion der Wunde wahrscheinlich ist. Der Arzt stellt fest, ob die Durchblutung der Umgebung, die aktiven Bewegungen und das Tastempfinden normal sind. Bei sehr tiefen Wunden oder bei der Vermutung, dass wichtige Organe betroffen sind, können weitere Untersuchungen erforderlich werden wie Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie. Je nach dem Allgemeinzustand des Patienten kann eine Überwachung von Puls, Blutdruck und weiteren Parametern notwendig werden.
Zur Therapie einer Wunde gehören bereits die Erste-Hilfe-Maßnahmen. Größere Wunden sowie Kopfwunden, Bisse und starke Brandwunden und Verätzungen sollten von einem Arzt behandelt werden, und zwar nach höchstens sechs Stunden, damit noch eine primäre Wundheilung möglich ist. Eine Wundnaht kann angebracht sein, manchmal auch weitere Operationsmaßnahmen.
Zuallererst gilt bei offenen Wunden das Gebot, nicht mit der bloßen Hand, sondern mit Einweghandschuhen zu arbeiten. Dadurch können Infektionen sowohl des Verletzten als auch des Helfers vermieden werden. Eventuelle Fremdkörper sollten im Zweifelsfall belassen werden, um Blutungen zu verhindern. Sie werden dann vom Arzt entfernt. Ausgewaschen werden sollten nur Brandwunden, Bisswunden und stärker verunreinigte Schürfwunden. Bei Schürfwunden empfiehlt es sich, sie offen (ohne Pflaster oder Verband) heilen zu lassen. Bei kleineren Wunden hilft ein Pflaster, eine Verschmutzung zu vermeiden. Blutet es stärker aus der Wunde, so muss ein Druckverband angelegt werden. Hierzu wird zunächst grob das Blut mit einer Kompresse entfernt, dann eine andere Kompresse auf die Wunde gelegt und mit einer straffen Binde oder einem Pflasterstreifen unter Druck befestigt.
Der Betroffene sollte gegebenenfalls beobachtet werden, um eine Kreislaufschwäche erkennen zu können. Sofern kein ausreichender Impfschutz vorliegt oder dies nicht bekannt ist, sollte an eine Tetanus-Impfung gedacht werden.
Schwere oder komplizierte Wunden (ausgedehnte Wunden, Kopfwunden, Bisswunden, klaffende Wunden, Wunden mit Fremdkörpern, bei Taubheitsgefühl oder Minderbeweglichkeit) sollten immer einem Arzt vorgestellt werden. Dieser kann die Wunde genau untersuchen, säubern, eine Fremdkörperentfernung durchführen und sie fachgerecht mit einem Verband versehen.
In bestimmten Fällen ist eine offene Wundbehandlung angezeigt. Vor allem kommt diese bei Wundinfektionen beziehungsweise Eiterungen oder bei starken Verunreinigungen zum Einsatz. Die Wunde wird dazu offen gelassen, damit Eiter, Flüssigkeit und Schmutz abfließen können. Die Einlage von Antibiotikaträgern kann sinnvoll sein.
Häufig ist ein Vernähen der Wunde durch den Arzt erforderlich, um die Wundheilung zu begünstigen. Zuvor müssen bei Bedarf auch andere Maßnahmen erfolgen. Abgestorbenes Gewebe muss abgetragen werden. Tiefe Verletzungen müssen versorgt werden. Blutungen müssen gestillt werden. Auch wird manchmal eine Drainage gelegt, um Blut und Flüssigkeit abzuleiten.
Die Prognose kann in Abhängigkeit von dem Einzelbefund höchst unterschiedlich ausfallen. Viele Faktoren spielen eine Rolle, ob die Wunde komplikationslos abheilt. Günstig ist es, wenn die Wunde oberflächlich, klein, glattrandig, nicht klaffend sowie nicht verunreinigt ist. Bei größeren, tieferen und komplizierteren Wunden dauert die Heilung länger, und die Rate an Komplikationen steigt. Verhindert werden müssen Komplikationen wie vor allem Infektionen und Funktionseinbußen. In zweiter Linie sollte aber auch ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis ohne größere Narben erreicht werden. Narben können aber auch später noch durch einen weiteren Eingriff korrigiert werden. In einigen Fällen kann es bei Wunden zu erheblichen Heilungsstörungen kommen, so dass sich der Verlauf über Monate hinziehen kann.
Letzte Aktualisierung am 16.03.2021.