Die Purpura Schoenlein-Henoch ist eine Entzündung kleinerer Blutgefäße, die durch eine allergische Reaktion entsteht. Die Erkrankung wird auch allergische Vaskulitis (Vasculitis allergica) genannt. Bei der Purpura Schoenlein-Henoch zeigen sich kleine fleckartige Hautunterblutungen, insbesondere an der Vorderseite der Beine. Es kommt sehr häufig aber auch zu weiteren Symptomen wie Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Problemen oder Nierenentzündungen. Ausgelöst wird die Purpura Schoenlein-Henoch durch eine spezielle Immunreaktion, meist nachdem Medikamente verabreicht wurden oder nachdem eine bakterielle Entzündung ablief.
Die Purpura Schoenlein-Henoch entsteht, nachdem der Körper mit einer fremden Substanz in Kontakt gekommen ist. Es handelt sich in den meisten Fällen um Krankheitserreger (Bakterien, Viren) oder um Medikamente. Die Erkrankung kann beispielsweise nach einer Atemwegsinfektion auftreten. Auch kann die Purpura Schoenlein-Henoch in manchen Fällen durch einen Kontakt mit einem fremden Eiweißstoff ausgelöst werden, bisweilen bleibt die Ursache unbekannt.
Bei der Purpura Schoenlein-Henoch läuft eine allergische Reaktion vom verhältnismäßig seltenen Typ III ab. Ist der Organismus zum ersten Mal der jeweiligen Substanz ausgesetzt, so wird das Abwehrsystem sensibilisiert, bereitet sich also auf einen weiteren Kontakt vor. Geschieht dieser erneute Kontakt, so kommt es zur Bildung von Klumpen (Immunkomplexen) aus der Substanz (dem Antigen) und bestimmten Antikörpern. Ein anderer Teil des Immunsystems, das so genannte Komplementsystem, wird dadurch aktiviert und versucht die Verklumpungen mit Hilfe von Enzymen zu vernichten. Es kommt zu einer starken Schädigung von umliegendem Gewebe, insbesondere der kleinen Blutgefäße (allergische Vaskulitis). An vielen Stellen führt dies zu kleinen Blutungen (Petechien).
Die Blutungen aus den kleinen Gefäßen der Haut führen rasch zu vielen kleinen roten Flecken. Es zeigen sich kleine Punkte bis Flecken von wenigen Zentimetern Durchmesser, die auch erfühlt werden können. Die Erscheinungen finden sich vor allem an der Vorderseite der Beine, an der Streckseite der Arme, am Gesäß sowie an Druckstellen. Nach einigen Wochen bis einigen Monaten bilden sich die Blutungsflecken wieder zurück.
Zusätzlich kommt es bei der Purpura Schoenlein-Henoch oftmals zu Allgemeinsymptomen wie Gelenkschmerzen, Leistungseinschränkung oder Fieber. An verschiedenen Organen kann die Reaktion ebenfalls ablaufen. Bei Beteiligung von Magen und Darm an der Gefäßentzündung kann es zu kolikartigen Schmerzen und zu blutigem Stuhl kommen. In der Niere kann es ebenfalls zur Entzündung der Gefäßknäuelchen kommen (Glomerulonephritis), in den Harn können Blutzellen übertreten. Die Nierenbeteiligung kann bis zu einem chronischen Nierenversagen führen. Des Weiteren kann auch der Hoden oder das zentrale Nervensystem beteiligt sein.
Normalerweise tritt die Purpura Schoenlein-Henoch bei Kindern auf, am häufigsten um das 5. Lebensjahr herum. Vor dem 2. Lebensjahr sowie bei Jugendlichen und Erwachsenen ist die Krankheit selten. Bevorzugt tritt die Erkrankung im Winter auf.
Das Bild der kleinen Hautunterblutungen und die Beschwerden deuten bereits auf die Purpura Schoenlein-Henoch hin. Der Arzt befragt dazu auch den Patienten (Anamnese). Wichtig ist es, Auskünfte über möglicherweise die Reaktion auslösende Stoffe zu bekommen. In einer Blutuntersuchung zeigen sich oft eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (Absinken der Blutzellen in einer stehen gelassenen Probe) und vermehrte weiße Blutkörperchen. Auch wird eine Harnuntersuchung vorgenommen, bei der Blutzellen und Eiweiße im Urin auffällig werden können. In einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) finden sich Anzeichen der speziellen Entzündung der Gefäße (allergische Vaskulitis).
Weitere Erkrankungen, die ähnliche Anzeichen wie die Purpura Schoenlein-Henoch haben, müssen unterschieden werden. Dies sind manche Blutkrankheiten mit einer Verminderung der so genannten Blutplättchen (Thrombozyten), die ebenfalls zu Hautunterblutungen führen können.
Bei der Purpura Schoenlein-Henoch sollte, soweit möglich, ein Kontakt mit der auslösenden Substanz (Arzneimittel) verhindert werden. Der Betroffene sollte sich körperlich schonen. Ist die allergische Gefäßentzündung durch eine Infektion bedingt, so muss diese bekämpft werden (durch Gabe von Antibiotika). Zusätzlich nimmt der Patient oft Cortison und auch Schmerzmittel ein.
Die Hauterscheinungen der Purpura Schoenlein-Henoch klingen nach mehreren Wochen, manchmal auch erst nach Monaten, wieder ab. Meist kommt es durch die Erkrankung nicht zu Folgeschäden. Es kann jedoch bisweilen zu schweren Komplikationen bei Beteiligung von Organen kommen wie zu einem Nierenversagen.
Letzte Aktualisierung am 19.03.2021.