Beim Haarausfall (Effluvium, Alopezie) kommt es zum verstärkten Verlust von Haaren. Gemeint ist meist die Kopfbehaarung, bestimmte Formen des Haarausfalls können aber auch Körperhaare betreffen. Die wichtigsten Formen sind der typische, männliche Haarausfall (Alopecia androgenetica), der manchmal aber auch Frauen betreffen kann, sowie der kreisrunde Haarausfall umschriebener Stellen (Alopecia areata).
Des Weiteren kann ein Haarverlust auch durch andere Umstände wie Krankheiten oder Medikamente entstehen. Haarausfall ist primär ein ästhetisches Problem und kann in bestimmten Fällen (bei der „männlichen" Form oft auf Wunsch des Patienten) behandelt werden, z. B. durch Medikamente oder durch eine Haartransplantation.
Haarausfall kann verschiedene Gründe haben. Am weitaus häufigsten liegt eine männliche Form der Glatzenbildung vor (Alopecia androgenetica), ebenfalls nicht selten besteht eine kreisrunde Form des Haarverlustes (Alopecia areata). Neben diesen Arten gibt es aber noch viele weitere mögliche Umstände, die einen Ausfall von Haaren bedingen können.
Die gewöhnliche Glatzenentstehung bei der Alopecia androgenetica wird durch drei Gegebenheiten bewirkt, nämlich durch die Vererbung, die männlichen Hormone (Androgene) und das Lebensalter. Der Haarausfall wird hier mit unterschiedlicher Ausprägung über die Gene weitergegeben.
Testosteron, das männliche Geschlechtshormon, beziehungsweise die etwas abgewandelte Substanz Dihydrotestosteron führen dazu, dass vermehrt Haare in der so genannten Ruhephase (Telogen-Phase) vorhanden sind und deshalb verstärkt in Verlust geraten. Das Alter spielt ebenso eine Rolle, da sich der androgenetische Haarausfall umso stärker bemerkbar macht, je älter der Patient ist. Von diesem Haarausfall sind meist Männer, manchmal aber auch Frauen betroffen.
Die Alopecia areata entsteht durch eine fehlgesteuerte Reaktion des Abwehrsystems, es ist also im Prinzip eine Autoimmunerkrankung. Es kommt zu einem Entzündungsgeschehen an den Haarwurzeln, durch das es zum Haarverlust an oft rundlichen, mittelgroßen Stellen kommt.
Weitere mögliche Ursachen für verschiedene Formen des Haarausfalls sind unter anderem:
Bei vielen dieser Ursachen zeigt sich ein diffuser Haarausfall, der nicht ein bestimmtes Areal betrifft. Ausnahmen sind Hauterkrankungen, wenn sie auf einen Bereich begrenzt sind.
Ein Haarausfall liegt laut einer Definition vor, wenn der Patient über 100 Haare am Tag verliert. Der Mediziner bezeichnet den Haarausfall selbst als Effluvium. Das Ergebnis davon sind Stellen mit verminderten oder fehlenden Haaren (Alopezie). Allerdings verlieren Menschen bereits natürlicherweise Haare, die dann durch neue ersetzt werden. Es findet sich sogar eine Verstärkung eines solchen normalen Haarverlustes im Sommer und Frühherbst, so dass von einem regelrechten Zyklus gesprochen werden kann.
Eine Form des wirklichen Haarausfalls übertrifft in der Häufigkeit die anderen Formen deutlich, nämlich der so genannte männliche Haarausfall (Alopecia androgenetica). Bei Männern ist er für 95 Prozent aller Fälle von Haarausfall verantwortlich. Da er so häufig ist und zu keinen gesundheitlichen Problemen führt, wird er oft nicht als Krankheit, sondern als Variation der Behaarung angesehen.
Der männliche Typ des Haarausfalls kann entgegen seiner Bezeichnung auch bei Frauen vorkommen, ist bei ihnen allerdings wesentlich seltener. Oftmals beginnt der androgenetische Haarausfall zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Bei einigen Betroffenen zeigt er sich aber bereits vor dem 20. Lebensjahr. Je älter Männer werden, desto häufiger sind sie von dem Haarausfall betroffen. Im Alter von 70 Jahren betrifft er 80 Prozent der Männer.
Beim Mann verläuft der männliche Haarausfall meist charakteristisch. Es werden folgende Stadien unterschieden:
Bei der Frau ist der „männliche" Haarausfall meist anders ausgeprägt und betrifft vornehmlich die Haare im Bereich des Mittelscheitels.
Eine andere, noch verhältnismäßig oft auftretende Art des Haarausfalls ist die Alopecia areata. Bei der Alopecia areata bilden sich in sehr kurzer Zeit eine oder mehrere rundliche Stellen, an denen die Haare in Verlust geraten sind. Selten kann auch der komplette Kopf kahl sein. Es besteht oft anfangs eine leichte Entzündung der betroffenen Bereiche. Am Rand der kahlen Stellen können sich verkümmerte Haare, so genannte Kolbenhaare, finden. Häufig wachsen die Haare an den Arealen nach einiger Zeit wieder, in manchen Fällen bleibt ein Nachwachsen jedoch aus.
Bei vielen anderen Ursachen tritt ein diffuser Haarausfall auf. Dabei ist auf der Kopfhaut kein besonderes Areal auszumachen, auf dem der Haarverlust besonders stark ist, sondern es ist eher gleichförmig verteilt.
Der Patient wird befragt (Anamnese) und die behaarte Kopfhaut genau untersucht, meist unter einer Lichtquelle. Ebenfalls wird die übrige Haut vom Arzt betrachtet. Mit diesen einfachen Maßnahmen kann meist schon die Ursache des Haarausfalls gefunden werden. Zusätzlich können die ausgefallenen Haare abgezählt werden oder ein Auszupfversuch durch den Arzt vorgenommen werden.
Für eine genauere Diagnostik, auch im Hinblick auf eine Behandlung, kann beispielsweise ein Trichogramm beziehungsweise ein Trichoscan durchgeführt werden. Dies sind Verfahren, mit denen festgestellt werden, wie viele Haare sich in der Wachstumsphase (Anagen-Phase) und wie viele sich in der Ruhephase (Telogen-Phase) befinden. In besonderen Fällen muss eine Gewebeprobe aus der Kopfhaut gewonnen werden (Kopfhaut-Biopsie). Eine Blutuntersuchung kann sinnvoll sein, um hormonelle Abweichungen festzustellen.
Die unterschiedlichen Ursachen des Haarausfalls sollten voneinander abgegrenzt werden. Insbesondere sollte eine Erkrankung als Ursache ausgeschlossen werden.
Besteht eine Ursache (Krankheit, Medikamenteneinnahme), so muss der Therapieansatz in diese Richtung gehen. Ansonsten bestehen mehrere Möglichkeiten, gegen den Haarausfall anzugehen. Wirkstoffe wie Östrogene, Minoxidil oder Finasterid werden meist örtlich aufgetragen und können die Lebensdauer der Haare verlängern beziehungsweise den Haarverlust aufhalten.
Eine Neubildung von Haaren auf kahlen Stellen ist nicht möglich. Es kann unter Umständen eine Haartransplantation erfolgen, bei der Haarwurzeln von anderen Stellen mit dichtem Haarwuchs auf die vom Haarausfall betroffenen Stellen überführt werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Tragen einer Perücke oder eines Haarteils.
Männlicher Haarausfall (Alopecia androgenetica) kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Die Prognose ist umso schlechter, je früher die Glatzenbildung beginnt. Der männliche Haarausfall macht außer den ästhetischen Auswirkungen keine Probleme.
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) kann ganz unterschiedlich verlaufen. In einem großen Teil der Fälle wachsen die Haare nach einigen Monaten bis einigen Jahren wieder nach. Es können häufig aber auch erneute Schübe des kreisrunden Haarausfalls auftreten.
Die Prognose bei weiteren Formen des Haarausfalls ist von der Ursache abhängig. Wird die Ursache beseitigt, so wachsen auch oft die Haare wieder nach.
Letzte Aktualisierung am 18.03.2021.