Trichoscan ist eine Untersuchungsmethode, die zur Diagnostik bei Haarausfall dient. Es handelt sich um eine moderne Variante des so genannten Trichogramms. Bei der Methode wird gezählt, wie viele Haare in einem Areal normal wachsen und wie viele sich in einem Wachstumsstillstand befinden. Im Gegensatz zum herkömmlichen Trichogramm arbeitet der Trichoscan mit einem Computerprogramm. Auch müssen keine Haare herausgerissen werden, sondern es muss lediglich ein kleiner Bereich der Kopfhaut rasiert werden.
Das Trichogramm beziehungsweise der Trichoscan wird vorgenommen, wenn ein Patient über Haarausfall klagt. Der Anlass für die Untersuchung kann bereits ein Verdacht des Patienten sein, dass sich sein Haar lichtet. Mit Trichogramm oder Trichoscan kann überprüft werden, ob er tatsächlich vermehrt Haare verliert. Bei anderen Patienten wird das Diagnoseverfahren bei schon deutlich sichtbarem Haarverlust durchgeführt. Auch zur Kontrolle des Verlaufes einer Haarausfall-Erkrankung ist der Trichoscan geeignet.
Die weitaus häufigste Form des Haarausfalls (Alopezie) ist der „männliche Haarausfall" (Alopecia androgenetica), sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Es kommt zu einem teils erblich, teils durch Alterungsprozesse und Hormoneinwirkung bedingten Haarverlust mit typischer Verteilung. Erst entstehen die so genannten „Geheimratsecken" seitlich an der Stirn, dann ein Haarverlust am Hinterkopf und am Scheitel, bis letztendlich nur noch ein Haarkranz unten seitlich und hinten stehen bleibt.
Eine andere, noch relativ häufige Art des Haarausfalls ist die Alopecia areata. Es kommt zum raschen Haarausfall an rundlichen Bereichen der Haut. Die Alopecia areata entsteht durch Entzündungsvorgänge, vermutlich mit einer Reaktion des Abwehrsystems gegen körpereigenes Gewebe (Autoimmunerkrankung), ohne dass aber Entzündungszeichen wie Rötung oder Schmerzen zu sehen sind.
Des Weiteren gibt es andere Arten des Haarverlustes, die teilweise auch durch andere Krankheiten (z. B. Lupus erythematodes) bedingt sind.
Der Trichoscan ist eine Weiterentwicklung des Trichogramms. Für ein herkömmliches Trichogramm müssen dem Patienten eine gewisse Anzahl Haare ausgerissen werden, deren Haarwurzeln in einer mikroskopischen Untersuchung beurteilt werden. Der Untersucher achtet auf Brüchigkeit und andere Auffälligkeiten. Vor allem aber wird ausgezählt, wie viele Haare sich in der Wachstumsphase (Anagen-Phase), in der Übergangsphase (Katagen-Phase) und in der Ruhephase (Telogen-Phase) befinden. Dann kann das Verhältnis zwischen wachsenden und ruhenden Haaren bestimmt werden. Je höher die Rate an Haarwurzeln in der Ruhephase ist, desto stärker ist der Haarverlust. Verglichen wird eine Stelle, die stark in den Haarausfall miteinbezogen ist, mit einer Stelle mit vollem Haar.
Beim Trichoscan erfolgt die Bestimmung der Haarwachstumsrate durch ein Computerverfahren. An einer kleinen rasierten Stelle der behaarten Kopfhaut wird von dem Computer anhand einer Fotoaufnahme bestimmt, wie viele Haare nachwachsen und wie viele nicht. Die Wachstumsrate wird automatisch errechnet. Ebenso wird vom Computer die Haardichte (Anzahl der Haare in einem Areal bestimmter Größe) festgestellt, und der Arzt kann die Haarstoppeln auf der Aufnahme beurteilen.
Vor einem herkömmlichen Trichogramm dürfen die Haare für fünf Tage nicht gewaschen werden. Dies ist jedoch beim Trichoscan nicht erforderlich.
Für den Trichoscan werden an einem ersten Termin kleine Areale (knapp 2 Quadratzentimeter) an den Bereichen der Kopfhaut rasiert, die beurteilt werden sollen. Bei der Rasur müssen allerdings noch kleine Stoppeln verbleiben. Die Rasur erfolgt unter Verwendung einer Schablone.
Drei Tage später werden die Haarstoppel gefärbt, damit wachsende von nicht wachsenden Haaren unterschieden werden können. Mit einer Kamera wird eine vergrößerte Aufnahme des rasierten Bereiches angefertigt. Dieses Bild wird mit einem speziellen Programm vom Computer ausgewertet, so dass dem Arzt die Haarwachstumsrate und weitere Werte zur Beurteilung vorliegen hat. Gegebenenfalls wird die Trichoscan-Untersuchung während oder nach einer Behandlung wiederholt.
Soll nur die Anzahl der Haare in einem Areal bestimmt werden, so reicht es aus, die Untersuchung mit Trichoscan an einem Tag durchzuführen.
Als Komplikation beim Trichoscan kann lediglich eine allergische Reaktion gegen das Färbemittel auftreten. Ansonsten beinhaltet die Untersuchung keine Risiken. Da die zu rasierende Stelle klein ist, kann sie meist optisch von Haaren der Umgebung überdeckt werden.
Die Erkennung der wichtigsten Arten des Haarausfalls kann meist schon bei der Betrachtung durch den Hautarzt erfolgen. Einfache Methoden sind weiterhin das Zählen ausgefallener Haare und der Versuch des Arztes, Haare auszuzupfen. Neben dem Trichogramm und dem Trichoscan kann zur genauen Untersuchung noch ein Phototrichogramm angefertigt werden, eine aufwändige Spezialmethode, die meist nur im Rahmen von Studien vorgenommen wird. Des Weiteren kann in besonderen Fällen eine Gewebeprobe der Kopfhaut genommen werden (Kopfhaut-Biopsie).
Letzte Aktualisierung am 25.03.2021.