Hormonstörungen des Mannes betreffen vor allem das wichtigste männliche Hormon Testosteron. Weicht die Konzentration von Testosteron zu stark von den Normalwerten ab, so kommt es zu unterschiedlichen Störungen und Krankheitsbildern. Häufig betroffen sind Männer um das 50. Lebensjahr herum, dies wird manchmal „männliche Wechseljahre" genannt. Männliche Hormonstörungen können prinzipiell aber auch in jedem anderen Alter auftreten. Sie werden meist durch Blutuntersuchungen festgestellt. Eine Behandlung erfolgt in der Regel mit Hormonpräparaten.
Bei Hormonstörungen von Männern erfolgt eine Diagnostik und Behandlung durch den Andrologen (Arzt für Männerheilkunde), der oft gleichzeitig ein Dermatologe ist. In den meisten Fällen kommt es bei männlichen Hormonstörungen zu einer Funktionseinschränkung der Hoden (Hypogonadismus). Ursache ist oft eine zu geringe Produktion des Männlichkeitshormons Testosteron. Es wird hauptsächlich in den Hoden selbst hergestellt. Es kann aber auch eine verminderte Herstellung anderer Hormone für die Beschwerden verantwortlich sein, z. B. von LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikel-stimulierendes Hormon). Das LH und das FSH werden in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) hergestellt.
Testosteron ist das bedeutsamste männliche Sexualhormon. Es bewirkt die Ausbildung der männlichen Genitalien (Hoden, Penis, Prostata) und der männlichen Geschlechtsmerkmale (Bart, Körperhaare, tiefere Stimme). Es wird für die Bildung der Spermien benötigt. Außerdem fördert es unter anderem den Muskel- und Knochenaufbau.
Ein Mangel an Testosteron kann verschiedene Ursachen haben. Bei Männern sinkt die Produktion des Testosterons ungefähr vom 30. Lebensjahr an ab. Daher kann es im Laufe der Zeit (oft etwa um das 50. Lebensjahr) zu den so genannten Wechseljahren des Mannes kommen. Auch verringert sich das Verhältnis zwischen freiem, wirksamem Testosteron und gebundenem Testosteron. Es können aber auch andere Umstände zu einem zu niedrigen Testosteronspiegel führen. Dazu gehören Alkohol- und Drogenmissbrauch, bestimmte Medikamente, Magersucht (Anorexia nervosa), Übergewicht, genetische Erkrankungen oder Leberzirrhose. Da das Hormon LH die Testosteronbildung fördert, kommt es beim Mangel an LH entsprechend zu einem Testosterondefizit.
Durch einen Testosteronmangel kommt es zu Veränderungen im Körper. Viele Folgeerscheinungen können auftreten. Bemerkt wird häufig eine Abnahme der sexuellen Lust. Erektionsstörungen können auffällig werden. Weiterhin kann es bei vermindertem Testosteron zu körperlichen Auswirkungen wie Osteoporose (Knochenschwund), Verringerung der Muskelmasse und Kraft, Blutarmut (Anämie), Übergewicht oder Ausfall der Körperhaare kommen. Der Patient leidet oft unter Leistungsschwäche, Schlafproblemen oder depressiver Verstimmung. Das Risiko für einige Erkrankungen (Herzinfarkt oder Schlaganfall) steigt.
Ein Überschuss an Testosteron ist ebenfalls möglich, wenn auch sehr selten. Dieser kann unter anderem durch Tumore (Hoden, Nebenniere) oder eine zu hohe Zufuhr von Testosteron (Doping) zustande kommen. Bei Kindern kann es zur vorzeitigen Geschlechtsentwicklung (Pubertas praecox) kommen, erwachsene Männer haben meist keine deutlichen Symptome.
Eine weitere Hormonstörung beim Mann ist die verminderte Bildung von FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) in der Hirnanhangsdrüse. Da das FSH ebenfalls für die Spermienentwicklung wichtig ist, kann ein Mangel zur Unfruchtbarkeit sowie außerdem zu einem Verlust an Potenz und sexuellem Verlangen führen.
Besteht der Verdacht auf eine hormonelle Störung beim Mann, so wird der Patient zunächst befragt (Anamnese), um Hinweise aufgrund beschriebener Symptome und Vorerkrankungen zu erhalten. Es erfolgt dann eine körperliche Untersuchung auf verschiedene Anzeichen der Hormonprobleme. Der Hormonspiegel (Testosteron, LH, FSH) wird durch eine Laboruntersuchung an einer Blutprobe des Patienten bestimmt. Insgesamt ist es wichtig, zu bestimmen, ob eine spezifische Ursache für die Störung besteht.
Eine Behandlung von hormonellen Störungen sollte zunächst an der Ursache angreifen. Eine eventuelle Grunderkrankung wird daher zuerst behandelt.
Bei der häufigsten Form der männlichen Hormonstörungen, dem Testosteronmangel, wird zur Behandlung das fehlende Testosteron ersetzt. Im Wesentlichen ist dies durch Einnahme, durch Injektion, durch Aufnahme über die Haut oder die Wangenschleimhaut möglich. Bei einigen Männern darf die Behandlung nicht vorgenommen werden, insbesondere bei Prostatakrebs oder Brustkrebs.
Auch bei stark erhöhtem Bluthochdruck sowie schweren Krankheiten von Leber, Niere oder Herz sollte eine Testosteronbehandlung nicht erfolgen. Während der Behandlung erfolgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch einen Arzt.
Der Ablauf der Therapie kann sich wie folgt gestalten:
Bei einem Mangel an FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) oder LH (Luteinisierendes Hormon) kann ebenfalls das jeweilige Hormon als Ersatz verabreicht werden. Ist die Familienplanung schon abgeschlossen, so kann stattdessen aber auch eine (kostengünstigere) Testosteronbehandlung einen Erfolg bringen.
Bei der Behandlung von Hormonstörungen des Mannes durch Gabe von Testosteron kann es hauptsächlich zu Problemen kommen, die durch einen zu hohen Spiegel des Hormons ausgelöst werden. So kann es unter anderem zu Bluthochdruck und einer Überproduktion roter Blutkörperchen kommen. Hauterscheinungen wie Akne können vorkommen. Eine Prostatavergrößerung oder ein Prostatakarzinom kann durch das Testosteron noch gesteigert werden. Auch kann sich die Brustdrüse vergrößern (Gynäkomastie).
Die Aussichten sind gut, dass bei Testosteronmangel mit einer Testosteronbehandlung eine deutliche Besserung der Symptome zeigt. So kann das sexuelle Verlangen gesteigert und die Erektionsfähigkeit wiedererlangt werden. Genauso kann meist eine Muskel- und Knochenzunahme sowie eine Besserung einer Blutarmut eintreten. Die psychische Verfassung kann ebenfalls gehoben werden.
Letzte Aktualisierung am 16.03.2021.