Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) kann unter anderem mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin behandelt werden. Das Botulinumtoxin wird oft auch mit dessen Handelsnamen (Botox®, Xeomin®, Dysport®, Vistabel®) benannt. Das Mittel wird in die Haut in den Bereich der Schweißdrüsen gespritzt. Botulinumtoxin, ursprünglich ein Giftstoff, erzielt seine Wirkung über eine Hemmung der Schweißproduktion in den Schweißdrüsen.
Botulinumtoxin kann als Wirkstoff unter anderem eingesetzt werden, wenn ein Patient unter zu starkem Schwitzen leidet. Die Schweißabsonderung ist für den Menschen wichtig, um die Körpertemperatur zu regulieren. Bei manchen Personen bildet sich jedoch so viel Schweiß, dass sie dadurch schon im Alltag gestört werden und unter den äußerlich sichtbaren Folgen (Flecken im Hemd unter den Achseln) leiden. Eine solche Erkrankung wird als Hyperhidrose bezeichnet.
Die vermehrte Schweißproduktion kann entweder ohne erkennbare Grunderkrankung bestehen (primäre Hyperhidrose) oder durch Ursachen wie Schilddrüsenüberfunktion, Nervenschäden oder Einnahme bestimmter Medikamente (Cortison) bedingt sein (sekundäre Hyperhidrose). Lässt sich die Ursache eindeutig ausmachen, so kann diese behandelt werden, so dass dann in aller Regel auch das lästige Schwitzen zurückgeht.
Bemerkbar macht sich vermehrtes Schwitzen vor allem unter den Achselhöhlen (Hyperhidrosis axillaris), im Gesicht (Hyperhidrosis facialis), an den Händen (Hyperhidrosis manuum) und Füßen (Hyperhidrosis peduum). Die Störung kann sich aber auch in anderen Körperregionen bemerkbar machen. Das gesteigerte Schwitzen ist nicht nur für den Patienten selbst störend, sondern beeinträchtigt ihn häufig auch im sozialen Umgang mit anderen Personen.
Botulinumtoxin (genauerer Name: Botulinumtoxin Typ A) ist eigentlich eine giftige Substanz, die von Bakterien (Clostridium botulinum) hergestellt wird. In kleinen Mengen beziehungsweise bei Gabe an Ort und Stelle kann es jedoch in der Medizin als Wirkstoff genutzt werden. Neben der Behandlung bei bestimmten Falten kann Botulinumtoxin dazu dienen, einer Überproduktion von Schweiß entgegen zu wirken. Es blockiert die Übermittlung von Informationen aus den Nerven in die Schweißdrüsen, so dass die Drüsen weniger stark stimuliert werden, Schweiß zu bilden. Da das Botulinumtoxin direkt an den Wirkort injiziert wird, kommt es zu keinen nennenswerten Auswirkungen auf den Rest des Körpers.
Durch die Arzneimittelfirmen wird Botulinumtoxin A unter Handelsnamen wie Botox®, Dysport®, Vistabel® und Xeomin® angeboten.
Oft ist eine gezielte Befragung des Patienten bei Hyperhidrose (übermäßigem Schwitzen) wichtiger als die eigentliche körperliche Untersuchung. Der Arzt forscht nach möglichen Ursachen für die Störung. Ebenso muss der Arzt herausfinden, ob bestimmte Umstände gegen eine Gabe von Botulinumtoxin sprechen. Das Mittel sollte unter anderem bei schwangeren Frauen, bei Muskelschwächekrankheiten oder Allergien gegen die Substanz nicht verabreicht werden. Kurz vor der Behandlung mit Botulinumtoxin wird anhand eines Jod-Stärke-Schweißtests (Minor-Test) festgestellt, welche Stellen besonders stark schwitzen.
Es sollte geklärt werden, wie hoch die Behandlungskosten sind und ob sie von der Krankenversicherung getragen werden. Es kann notwendig sein, gerinnungshemmende Medikamente wie Marcumar® oder Aspirin® in Absprache mit dem Arzt wegzulassen.
Eine örtliche Betäubung wird meist nur bei Behandlung von Händen und Füßen verabreicht. Der Arzt sucht das zu behandelnde Hautareal auf. Nach Desinfizieren der Haut injiziert der Arzt das Botulinumtoxin (Botox®, Xeomin®, Dysport®, Vistabel®) in einer festgelegten Dosis in die Haut.
Durch den Einstich mit der Hohlnadel kann es bisweilen zu Blutungen, Nachblutungen, Blutergüssen sowie in sehr seltenen Fällen zu Vernarbungen kommen. Wundheilungsstörungen und Infektionen sind nicht auszuschließen. Nebenwirkungen des Botulinumtoxins sind meist nicht schwerwiegend und können sich in verminderten Muskelbewegungen sowie trockenen Schleimhäuten äußern.
Die Wirkung der Botulinumtoxin-Spritze tritt meist nach wenigen Tagen ein, und der Patient schwitzt an der behandelten Stelle normalerweise wesentlich weniger. Die Wirkung hält einige Monate bis manchmal auch ein Jahr an. Daraufhin ist jeweils eine weitere Schweißdrüsenbehandlung mit Botulinumtoxin möglich. Die Erfolgsaussichten für den Zeitraum bis zu etwa einem halben Jahr nach der Behandlung sind gut, es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass dennoch eine erhöhte Schweißbildung bestehen bleibt.
Ein vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrose) sollte zunächst mit einfachen Maßnahmen wie dem Verzicht auf Kaffee und scharfen Speisen bekämpft werden. Medikamente zur äußerlichen und inneren Anwendung können gegeben werden. Zur Schweißbehandlung können neben der Gabe von Botulinumtoxin auch eine Strombehandlung (Leitungswasser-Iontophorese), eine Schweißdrüsenabsaugung (Kürettage), eine operative Entfernung von Schweißdrüsen und eine Nervendurchtrennung vorgenommen werden.
Letzte Aktualisierung am 16.03.2021.