Das Lymphsystem ist aus Lymphgefäßen und Lymphkapillaren aufgebaut. Ihre Funktion ist der Abtransport von Flüssigkeit aus dem Gewebe. Dies kann bis zu zwei Liter täglich sein. Das Lymphsystem transportiert zudem auch abgestorbene Zellen und Eiweißkörper aus dem Gewebe ab. Des weiteren spielt sie eine wichtige Rolle in der Abwehr gegen Krankheitserreger und im Transport von Vitaminen und Nahrungsfetten.
Die Lymphbahnen münden in die Venen, dass heißt, dass die aus dem Gewebe abtransportierte Lymphflüssigkeit wieder in den Blutkreislauf zugeführt wird.
Ein Lymphödem beschreibt eine verstärkte Ansammlung von eiweißreicher Flüssigkeit im Gewebe (Raum zwischen den Zellen). Dieser Prozess läuft meist im Unterhautfettgewebe ab und führt zu einer sichtbaren Schwellung mit eindrückbaren Dellen in die Haut.
Lymphödeme können eingeteilt werden in:
Ein Lymphödem kann meist schon durch die Erhebung der Anamnese sowie eine eingehende körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. Bei der körperlichen Untersuchung lassen sich Dellen in die Haut eindrücken, die nicht sofort wieder verschwinden.
Hier besteht der Verdacht auf ein Ödem, welches einer weiteren Abklärung bedarf. Als weitere Untersuchungen können Laboruntersuchungen, Lymphszintigraphie (Untersuchung mit radioaktiv markierten Substanzen) und Lymphangiographie (Kontrastmitteluntersuchung) durchgeführt werden.
Ziel der Behandlung des Lymphödems ist die Verminderung des Ödems und die Linderung der Beschwerden. Dies erreicht man vor allem durch die Lymphdrainage, die im folgenden näher beschrieben werden soll.
Man unterscheidet zwischen einer manuellen und apparativen Lymphdrainagebehandlung. Die wirksamste Methode stellt die manuelle Lymphdrainage dar. Hierbei knetet der Therapeut die Flüssigkeit mit den Händen aus dem Gewebe. Dabei wird mit den Fingerkuppen auf der Haut in Richtung Lymphbahnen ein Druck ausgeübt, um die gestauten Lymphbahnen zu entleeren.
Nach Rückgang des Ödems werden in der Regel Kompressionsbandagen und später Kompressionsstrümpfe getragen. Diese sollen die Entstauungs-Behandlung unterstützen. Zusätzlich werden spezielle Gymnastikübungen durchgeführt. Mit diesen Maßnahmen soll das Ödem zurückgehen und die betroffenen Gliedmaßen beweglicher werden.
Die Lymphdrainage sollte so lang weitergeführt werden, bis der Arm- oder Beinumfang nicht mehr abnimmt. Meistens sind hierfür tägliche Behandlungen über drei bis sechs Wochen nötig.
Lymphödeme die sich im Stadium I befinden, können in der Regel nur ins Latenzstadium zurückgeführt werden. Dagegen sind Ödeme im Stadium II oder III fast immer lebenslang behandlungsbedürftig. Die Behandlung kann ambulant oder stationär (in fortgeschrittenen Fällen) erfolgen.
Zum Einsatz kommen vor allem entwässernde Medikamente, so genannte Diuretika, welche dem Gewebe Wasser entziehen. Trotzdem sind sie für die Behandlung eiweißreicher Lymphödeme ungeeignet, da sie die Eiweißkonzentration im Zellzwischenraum weiter erhöhen. Dies kann neue Ödeme verursachen und zu Verhärtungen und Hautveränderungen führen.
Man kann eine Transplantation von Lymphgefäßen aus anderen Regionen des Körpers in die betroffene Region durchführen. Dieses Verfahren ist jedoch technisch sehr anspruchsvoll. Leider beherrschen nur wenige Chirurgen diese Methode. Eine weitere Technik ist das Annähen von Lymphgefäßen an Venen. Diese Technik hat sich jedoch nicht bewährt, da nach drei Monaten 50 Prozent der neuen Verbindungen wieder verschlossen waren.
Die Thermotherapie kommt aus China und beruht auf Wärme und Kompression. Ob sie jedoch wirksam ist, müssen Studien zeigen.
Hier kommt es zu einer weiteren Verletzung des Gewebes, so dass diese Methode nicht mehr empfohlen wird.
Eine weitere Möglichkeit der Entstauung ist die intermittierende pneumatische Kompressionsbehandlung mit Druckstiefeln verschiedener Ausfertigung. Die Betroffenen werden hierbei immer wieder an den unteren Extremitäten mit speziellen medizinischen Stiefeln behandelt. Die Stiefel üben einen dosierten Druck auf das Lymphödem aus. Dadurch werden die Lymphbahnen entstaut und das Lymphödem nimmt schließlich ab.
Letzte Aktualisierung am 25.03.2021.